Ein ganzes Jahr Neuseeland – Reflexion und Abschied


Am 03. Oktober 2019 kam ich hier, im Land der langen weißen Wolke, an und nun, am 27. Oktober 2020 ist es an der Zeit auf Wiedersehen zu sagen. Ein ganzes Jahr und sogar noch ein kleines bisschen länger durfte ich im schönen Aotearoa verbringen. Geplant war es nicht ganz so, jedoch könnte ich mich nicht glücklicher darüber schätzen, wie es sich dann letztendlich ergeben hat. Ein Jahr voller Höhen und Tiefen, Roadtrips, harter Arbeit, neuer Freundschaften, einer Menge Spaß, verrückter und vor allem unvergesslicher Erlebnisse.


Oktober 2019 bis Februar 2020

Meine Ankunft war in Auckland, wo ich zunächst vier Tage verbrachte und direkt eine tolle Gruppe Mädels kennenlernte. Wir liefen mit Mrs Higgins Cookies ausgestattet zum Mount Eden, erkundeten den Sky Tower, hatten eine Weinprobe auf Waiheke Island und teilten spannende Geschichten beim Abendessen. Außerdem machte ich einen Tagesausflug zu den Hobbits. Einen besseren Start in Neuseeland hätte ich nicht haben können.

Am 8. Oktober ging es dann in den Flieger nach Christchurch, wo ich von meiner Aupair Familie abgeholt wurde und bei denen ich dann bis Ende Februar lebte. Während dieser Zeit gab es natürlich immer mal wieder kleine und auch einen großen Ausflug. Die Familie nahm mich zum Beispiel mit zu Rodeos und Barrel Racings und mit einigen Leuten, die ich kennenlernte ging es zu den Washpen Falls und einer Kanu Tour auf dem Avon River. Auch zum Mount Cook fuhr ich im Oktober das erste mal und war einfach nur beeindruckt, Teilweise erkundete ich aber auch alleine die Gegend und machte eine Wasserfall Wanderung in Hanmer Springs, nach der ich mir dann die wohlverdiente Entspannung in den Hot Pools dort gönnte. In einer sogenannten ‚Coffee Group‘ lernte ich dann noch weitere super liebe Menschen kennen, aus denen mit der Zeit echte Freunde wurden. Wir unternahmen viel zusammen, hatten Sonnenaufgangs-Picknicks, machten eine Delfin Sightseeingtour und schwammen sogar fast mit welchen, waren auf einem Holi Festival und einem Nudelmarkt oder bummelten einfach durch die Shopping Mall.

Im Dezember traf ich mich mit einem Freund, den ich zuvor auf Bali kennengelernt hatte und wir verbrachten ein verlängertes Wochenende im Abel Tasman Nationalpark, wo auch eines meiner krassesten Erlebnisse statt fand. Ich kann es tatsächlich immer noch nicht ganz glauben, aber ich bin wirklich in einer Höhe von 16,500 feet (= circa 4.900 meter) aus einem Flugzeug gesprungen, genau über dem Abel Tasman, einfach unvergesslich.

Ein weiteres Highlight im Dezember/Januar war der dreiwöchige Roadtrip über die Nordinsel mit meiner besten Freundin Franzi. Hier entdeckten und erlebten wir natürlich auch die tollsten Orte und Dinge, mehr dazu könnt ihr aber im Beitrag ‚Roadtrip – Neuseeland Nordinsel’ nachlesen. Ende Februar verließ ich die Aupair Familie spontan und zog in ein Hostel in Christchurch, wo ich dann Work for Accommodation machte, zusätzlich eine Stelle als Kellnerin fand und so ein neuer Abschnitt begann.


März 2020 bis Juni 2020

Der März startete zunächst sehr gut mit einer Fahrt nach Dunedin zum SIX60 Konzert. Wir hatten sehr viel Spaß und erkundeten am nächsten Tag noch die steilste Straße der Welt, die Baldwin Street, die sich auch in Dunedin befindet. Während ich meine neugewonne Freiheit genoss, ohne auf die Aupair Familie angewiesen zu sein, kamen zuhause in Deutschland unsere fünf kleinen Welpen zur Welt. Hier wurde ich durch regelmäßige Videoanrufe mit meiner Mama natürlich immer schön auf dem laufenden gehalten und konnte so auch von der anderen Seite der Welt unsere kleinen Babys sehen. Ansonsten passierte zunächst nichts wirklich spannendes, da ich morgens drei Stunden im Hostel arbeitete, sport machte, zu mittag aß und dann bis Nachts im Restaurant bzw. Bar arbeitete.

Ende März erreichte Covid-19 dann allerdings Neuseeland und innerhalb von 48h ging es für uns in einen strikten Lockdown über. Wie ich den Lockdown hier in Neuseeland erlebte könnt ihr in meinem Beitrag ‚COVID-19 Neuseeland‘ nachlesen. Nach einigen unvergesslichen Abenden und neu gewonnenen Freunden, mit denen man während dem Lockdown einfach auf einer komplett anderen Ebene zusammengewachsen ist, ging es dann nach und nach wieder zurück zur Normalität. Wir machten kurze Ausflüge zum Strand und für mich ging es wieder zurück zur Arbeit, wo zunächst einige Renovierungsarbeiten zu erledigen waren. Mit dem Übergang in Level 2 am 14. Mai war es wieder erlaubt innerhalb des Landes zu reisen und so wurde dann nach und nach Abschied voneinander genommen. Da es im Hostel ohne die ganzen Leute einfach nicht mehr so war wie vorher, entschied auch ich mich dazu, meinen Job zu kündigen und mit drei Freunden einen kleinen Roadtrip zu machen. Am 01. Juni sollte es losgehen und nach allen, die wir verabschieden mussten, war es für uns nun an der Zeit Auf Wiedersehen zu sagen.


Juni

Der Start eines neuen Abenteuers. 10 Tage planten wir für unseren Roadtrip ein, bevor sich dann auch unsere Wege trennen sollten. Wir fuhren zunächst von Christchurch rüber zur Westküste und dann ging es in den Süden. Wir hatten eine super tolle Zeit, machten eine Sonnenaufgangswanderung zum Roys Peak, bei der uns oben angekommen dann ein Schneesturm überraschte, wurden von einer Welle erwischt und mussten dann 40 Minuten klitschnass durch den Wald zurücklaufen, wurden von der Polizei angehalten, ließen uns Tattoos stechen und ich machte wahrscheinlich das verrückteste, was ich jemals gemacht habe: den höchsten Bungy Sprung in Neuseeland. Mit meiner Höhenangst war das natürlich ein großes Geheule. Kaum war ich in der kleinen Gondel auf dem Weg zur Sprungplattform, die mitten in der Schlucht hängt, fing ich auch schon an zu heulen. Schlimmer wurde es dann, als ich sah, dass ich die nächste war und doch atmete ich tief ein und sprang, gefolgt vom längsten Schrei ever. Eins steht fest: nie wieder werde ich einen Bungy Sprung machen!!!

Ein weiteres Highlight war eine Tour zum Milford Sound, wo wir dann eine Bootsfahrt machten. Dieser Ort ist einfach nur magisch! Nachdem sich unser kleines Grüppchen dann in Queenstown, wo wir noch auf Freunde aus unserem Hostel in Christchurch trafen, aufteilte, blieb ich noch eine weitere Woche dort und machte mich auch wieder auf Jobsuche. Nachdem ich unzählige Bewerbungen verschickte, hatte ich dann schließlich Erfolg und bekam eine Zusage für einen Farmjob auf der Nordinsel, der Ende Juli starten sollte, also stand fest, dass ich bis dahin dann irgendwie meinen Weg hoch auf die Nordinsel machen musste. Vorher erklomm ich noch einen Berg in Queenstown, fuhr Luge, entdeckte Glenorchy und Paradise und dann ging es mit einem Mietwagen auch schon weiter runter in den Süden, wo ich dann die Kurve machte und an der Ostküste entlang wieder hoch fuhr. Es wurden weitere Wanderungen gemacht, Wasserfälle erkundet, Haare geschnitten, alte Freunde getroffen und es ging an den südlichsten Punkt der Südinsel Neuseelands, dem Slope Point.

Auf meinem Weg nach oben machte ich dann nochmal einen kleinen Schlenker ins Landesinnere, denn ich hatte fest beschlossen, wenn ich im Winter hier bin, möchte ich Ski fahren und so ging es für mich einen Tag lang auf die Piste des Mount Hutt‘s. Ski fahren mitten im Juni war auf jeden Fall mal was anderes. Die letzten Tage auf der Südinsel begleitete meine Freundin Rebecca, die bei dem Roadtrip Anfang des Monats auch mit dabei war, mich wieder und dann ging es für uns auf die Fähre.


Juli

Auf der Nordinsel, in Wellington angekommen, war ich natürlich erstmal leicht erkältet, also ruhten wir uns etwas aus bevor wir dann nochmal einen kleinen Trip machten. Von Wellington aus ging es nach New Plymouth im Westen, wo sich auch Mount Taranaki (Mount Egmont), ein perfekt geformter Vulkan, befindet, wo wir dann auch eine Wanderung machten. Von dort aus fuhren wir nach Rotorua und machten dann unseren Weg nach Auckland, wo es dann erstmal eine Wiedervereinigung mit zwei guten Freunden aus Christchurch gab. Dann hieß es auch schon wieder Abschied nehmen, denn zwei meiner Freunde wollten Neuseeland verlassen und für mich ging es zu einem HelpX Platz etwas südlich von Auckland, wo man ein paar Stunden am Tag arbeitet und im Gegenzug Essen und einen Schlafplatz bekommt.

Nach der HelpX Erfahrung ging es dann nochmal kurz nach Auckland, wo ich mich von meiner Freundin Tanja, die zurück nach Hause flog verabschiedete, und dann sollte es auch eigentlich schon zu meinem neuen Job gehen. Allerdings stand mein Geburtstag an, den ich ungern alleine auf einer Farm verbringen wollte und so überredete Emil, ein guter Freund, mich während wir in einer Kneipe waren, doch einfach noch länger in Auckland zu bleiben und meinen Geburtstag dann zusammen zu feiern. Da bei dem Job eh noch nicht wirklich was zu tun gewesen wäre, war es gar kein Problem einige Tage später zu kommen und so verbrachte ich noch eine Weile in Auckland. Hier verstand ich mich mit einem Mädel aus meinem Hostel super gut und wir bummelten zusammen durch die Stadt und fuhren mit dem Boot zu Rangitoto Island.

An meinem Geburtstag wurde ich dann morgens mit elf Anrufen von meiner Oma aus dem Bett geklingelt und nach allen weiteren Anrufen und einem entspannten Frühstück, traf ich mich dann gegen Abend mit Emil. Wir hatten eine leckere Pizza, Wein und einen Brownie zum Nachtisch bei einem netten Italiener, wollten dann eigentlich ins Kino, was allerdings zu hatte, also verschlug es uns auf einige Bier in eine Bar am Hafen. Es war ein sehr schöner, entspannter Geburtstag und ich war froh, dass ich ihn nicht alleine verbringen musste. Auch für uns beide hieß es dann jedoch Abschied nehmen und auf mich wartete eine neue Erfahrung auf der Farm.


August bis September

In diesen Monaten passierte nicht so viel spannendes. Mein täglicher Ablauf war: morgens gegen 6 Uhr aufstehen, Frühstücken, Arbeiten, Mittagspause, Arbeiten, Workout, Schlafen. Samstags war mein freier Tag, an dem ich zunächst ein bisschen die Gegend erkundete und ansonsten nur einkaufen fuhr, mich ausruhte oder das Haus sauber machte. Meine Arbeit auf der Farm bestand daraus, mehrere 20 Liter Eimer mit Milch zu befüllen, die Kälbchen zu füttern und dann alles sauber zu machen. Die neugeborenen Kälbchen fütterten wir mit der Flasche. Manchmal konnten die kleinen echt nervig sein, weil sie immer den Kopf gegen einen rammten und auf den Füßen rumstanden, aber man hat sie echt lieb gewonnen und es war schön zu sehen, wie sie größer wurden und über die Wiese sprangen. Allgemein finde ich es natürlich nicht gut, dass die kleinen direkt von ihrer Mama weggenommen werden, aber umso mehr habe ich dann natürlich versucht mich gut um sie zu kümmern. Ansonsten drehte sich in diesen Monaten viel um Visa Entscheidungen, da mein Working Holiday Visa am 03. Oktober auslief. Eigentlich wollte ich dann auf ein Touristen Visum umsteigen, wofür ich eine medizinische Untersuchung hätte machen müssen und was mich dann insgesamt circa 700 Dollar gekostet hätte. Zum Glück wurde kurz vor knapp aber noch eine neue Regelung eingeführt, durch die ich ganz automatisch nach Auslauf meines Visums ein neues bekam. Mit diesem neuen Visum könnte ich sogar bis Juni 2021 noch hierbleiben und für bestimmte Arbeitgeber arbeiten.


Oktober

Am 01. Oktober hatte ich dann meinen letzten Arbeitstag und es ging nochmal kurz nach Auckland bevor ich dann wieder nach Christchurch flog, wo ich nochmal Freunde traf und dann einen kleinen Wochenendtrip mit meiner Freundin Hilke machte. Wir fuhren zunächst zum Mount Cook und dann nach Wanaka. In Wanaka machten wir eine Sonnenaufgangswanderung zum Isthmus Peak, hatten danach einen kleinen Mittagsschlaf und gegen Abend ging es nach Queenstown zum Fergburger essen und feiern. Dann fuhr Hilke auch schon wieder zurück nach Christchurch und ich traf mich nochmal mit Freunden in Queenstown, bevor es auch für mich weiter ging.

Ich wollte auf jeden Fall nochmal zum Milford Sound, also mietete ich ein Relocation Car, was von Queenstown nach Christchurch gefahren werden musste und fuhr morgens los zum Milford Sound und gegen Abend wieder Richtung Wanaka, denn für den nächsten morgen hatte ich einen Rundflug über die Southern Alps und Milford Sound gebucht. Morgens am Flughafen angekommen, spielte das Wetter natürlich erstmal nicht mit. Mittags wurde es aber zum Glück besser und wir konnten den Flug machen, welcher definitiv auch nochmal ein Highlight für mich war. Es war so unglaublich schön, alles von oben zu sehen und weil einige noch eine Bootstour im Milford Sound mitgebucht hatten, landeten wir dort sogar und ich konnte nochmal zwei Stunden lang diesen magischen Ort genießen.

Nach diesem tollen Erlebnis fuhr ich dann auch schon weiter in Richtung Christchurch, wo ich dann nochmal 1,5 Wochen auf einem HelpX Platz verbrachte. Dort hat es mir auch echt gut gefallen, der Pferdehof war direkt in Strandnähe und ich hatte die Möglichkeit, zum ersten Mal am Strand zu reiten, wovon ich schon als kleines Kind geträumt habe. Nach meiner Zeit dort traf ich mich nochmal mit Hilke auf ein Eis und dann mussten auch wir Abschied voneinander nehmen, denn für mich ging es zurück nach Auckland.

Hier sitze ich nun in Auckland, schreibe diesen Beitrag und schwebe in tausenden Erinnerungen. Nach über einem Jahr verlasse ich Neuseeland nun mit gemischten Gefühlen, aber freue mich natürlich auf das neue bevorstehende Abenteuer.


Danke fürs Lesen!

Eure Jenny.

Eine Antwort zu „Ein ganzes Jahr Neuseeland – Reflexion und Abschied“

  1. Avatar von Karin M.
    Karin M.

    Hi Jenny, das ist alles so toll geschrieben und bebildert das es mich total in denn Bann gezogen hat… Super toll und komm gut zurück zu deiner Familie und Freunden !

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