Traveling is a brutality. It forces you to trust strangers and to lose sight of all that familiar comfort of home and friends. You are constantly off balance. Nothing is yours except the essential things – air, sleep, dreams, the sea, the sky – all things tending towards the eternal or what we imagine of it.
Nachdem ich am 26. August 2019 zusammen mit einer Freundin, die mich drei Wochen begleitete, meine Reise startete, war ich danach zum ersten mal komplett auf mich allein gestellt. Mittlerweile bin ich seit über einem Jahr unterwegs. Welche Erfahrungen ich zu diesem Thema gemacht habe und was für Vor- und Nachteile das Alleine Reisen mit sich bringt kannst du hier lesen.
INHALT:
• Das erste mal alleine
• Positive Aspekte
• Negative Aspekte
• Meine persönliche Erfahrung
Das erste mal alleine
Als meine Begleitung nach drei Wochen wieder zurück nach Deutschland flog, stand für mich dann erstmal noch eine Woche alleine auf Bali an, bevor es dann weiter nach Neuseeland ging. Meine ersten Gedanken waren, oh das wird bestimmt cool, ich kann machen was ich möchte und wann ich es möchte – Freiheit. Am ersten Tag schon sah die Realität natürlich komplett anders aus. Ich erreichte mein Kreditkartenlimit und konnte nicht für mein Hostel zahlen, zum Glück hatte ich aber noch etwas Bargeld um wenigstens eine Anzahlung zu leisten und dann klappte die Verlängerung meines Visums nicht bzw würde sie nicht rechtzeitig fertig werden. Mein erster Tag alleine und schon ging alles schief, so hatte ich mir das natürlich nicht vorgestellt. Nachdem dann alles wieder geregelt war, kamen die nächsten Situationen, über die ich vorher nie wirklich nachgedacht habe. Alleine zum Abendessen in ein Restaurant gehen, während an den Nebentischen Pärchen zusammen speisen und die Kellnerin fragt, ob der Tisch nur für dich wäre oder noch jemand kommt, schien mir zunächst ziemlich unangenehm und einsam. Auch alleine ins Kino ging ich hier zum ersten mal, was erstmal sehr komisch war, denn man hat niemanden, mit dem man die Eindrücke des Films während man ihn schaut teilen kann. In meinem Hostel lernte ich dann nach einigen Tagen di ersten Leute kennen – auch eine neue Situation für mich, denn man muss offen sein und von selbst auf die Leute zugehen und Gespräche anfangen können. Das klappte aber zum Glück sehr gut und ich lernte super tolle Leute kennen, mit denen sich sogar erste Freundschaften entwickelten. Mir fiel außerdem auf, dass man viel intensivere Gespräche mit diesen eigentlich total fremden Menschen führte und sich auf einer ganz anderen Ebene befand als ich es vorher kannte. In meinem Hostel in Neuseeland kam ich relativ spät abends an und legte mich dann auch nur noch schlafen. Den nächsten morgen ging es dann weiter: wie genau funktioniert das hier mit dem Frühstück, wie läuft es hier in dem Hostel generell ab, wo finde ich alle Utensilien, wo setze ich mich hin – man sah mir die Überforderung wahrscheinlich direkt an. Ich stellte fest, dass das Hostel bestimmt zu 80% aus Deutschen bestand und sah eine Gruppe Mädels an einem Tisch sitzen, brachte meinen Mut auf und stellte einfach Fragen, danach boten diese mir auch direkt an, mich zu ihnen zu setzen und so haben sich auch hier ziemlich schnell die ersten Kontakte entwickelt. Die erste Zeit alleine war für mich ein bunter Mix von allen möglichen positiven wie auch negativen Eindrücken, vor allem stellte ich aber fest, wie wichtig es ist offen zu sein und auf Menschen zuzugehen.
Positive Aspekte
Der Fokus liegt ganz auf dir selbst:
Du hast die volle Flexibilität in dem was du machen möchtest, denn es gibt niemandem, mit dem du dich absprechen oder Kompromisse schließen musst. Du kannst dich voll und ganz auf dich selbst und auf das was du machen möchtest fokussieren. Du bist einfach ganz du selbst und folgst deinem Herzen.
Mehr Kontakt zu anderen Menschen:
Wenn du alleine reist hast du automatisch mehr Kontakt zu anderen Menschen, denn irgendwie musst du das ja auch. Du bist viel offener und kontaktfreudiger und wirst auch eher von Fremden angesprochen.
Intensivere Wahrnehmung:
Da du das tust, was du auch wirklich tun willst, nimmst du auch das Oberflächliche viel intensiver wahr. Wenn du mit einer Gruppe unterwegs bist, hat man zum Beispiel einen Ablenkungseffekt und du erinnerst dich hinterher vielleicht nur noch an die Gruppen Highlights.
Weiterentwicklung:
Einer der meiner Meinung nach wichtigsten Aspekte. Da du komplett auf dich allein gestellt bist wirst du nicht nur selbstständiger und selbstbewusster, sondern wächst ständig über dich hinaus. Du lernst in Extremsituationen die Ruhe zu bewahren und dich mit Problemen auseinanderzusetzen und Lösungen zu finden. Eventuell wirst du sogar mutiger sein, wenn du alleine reist und Dinge probieren, an die du vorher nichtmal im Traum gedacht hast oder dich deinen Ängsten stellen, da du voll und ganz sein kannst, wer du wirklich bist, ohne Einschüchterung oder Unterdrückung anderer. Du lernst die Welt plötzlich aus einer ganz anderen Perspektive kennen und bildest dich in vielen Hinsichten weiter, ob es andere Kulturen, der Umgang mit Geld, Menschenkenntnis oder Persönlichkeitsentwicklung ist, man wächst und lernt jeden Tag aufs neue.
Negative Aspekte
Einsamkeit:
Natürlich gibt es beim Reisen auch immer Momente, in denen man sich einsam fühlt, vor allem, wenn man sich nicht gut selbst beschäftigen kann und einem schnell langweilig wird. Hier kommt es aber ganz individuell auf einen selbst an. Wenn man wirklich Leute kennenlernen will, dann gibt es unzählige Wege dies auch zu tun, man muss sich nur trauen und offen sein. Wer gerne alleine ist und sich leicht beschäftigen kann sollte mit Einsamkeit kaum Probleme haben. Wobei natürlich nicht zur Debatte steht, dass manche Dinge einfach viel schöner sind, wenn man sie teilen kann.
Du bist auf dich allein gestellt:
Wie schnell passiert es, dass irgendetwas nicht so klappt wie es sollte, man sich verletzt oder ähnliches. In solchen Momenten kann man natürlich nicht schnell Mama und Papa oder die Geschwister zur Hilfe holen, sondern muss sich selbst kümmern und damit auseinandersetzen. Es kann schnell so vieles passieren und dann alleine zu sein ist natürlich mehr als hart. In vielen Situationen lernst du aber vor Ort die Hilfsbereitschaft anderer Reisenden oder der Einheimischen kennen. Versuche in solchen Situationen die Ruhe zu bewahren, positiv zu bleiben und stets draus zu lernen und vergiss nie, wie viele herzensgute Menschen es noch auf dieser Welt gibt.
Höhere Kosten:
Alleine reisen ist natürlich teurer als wenn man in einer Gruppe reist. Wenn man sich alleine ein Auto mietet, muss man auch alleine für dessen Kosten aufkommen, während man mit mehreren Leuten die Kosten teilen könnte.
Freundschaften von Zuhause:
Wenn man längere Zeit von Zuhause weg ist merkt man vor allem, wer die wirklichen Freunde sind. Du wirst merken, wer sich wirklich für dich interessiert und wer sich vielleicht nur für dich interessiert hat, weil du gerade in der Nähe warst. Du kennst es vielleicht von der Schulzeit, nach der einige Freundschaften einfach auseinandergingen, da man andere Wege ging und sich nicht mehr jeden Tag sah. Hier sollte klar sein, dass eine wirklich echte Freundschaft auch Distanz übersteht.
Meine persönliche Erfahrung
In dem Jahr, das ich jetzt schon alleine unterwegs bin, habe ich die unglaublichsten Sachen erlebt und mich weiterentwickelt. Bei einem Rollersturz auf Bali, auch wenn wir da noch zu zweit waren, habe ich das erste Mal die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Einheimischen dort gespürt, die uns sofort halfen. In der ersten Zeit habe ich außerdem gelernt offener und mutiger anderen Menschen und Situationen gegenüber zu sein und gemerkt wie einfach man Kontakte knüpfen kann und wie schnell man harmoniert. Ich habe gelernt mein Geld besser zu wirtschaften und generell einfach selbstständiger zu sein. Ich habe drastische Entscheidungen getroffen, die mir zunächst große Angst machten, aber sich dann in die richtige Richtung gewendet haben. Ich bin auf eigene Faust losgezogen, auf der Suche nach einem Job und auch das klappte viel besser als ich dachte. Ich erlernte neue Fähigkeiten in allen möglichen Bereichen und tauchte noch viel tiefer in das Arbeitsleben hier ein. Ich machte sowohl Ausflüge und Wanderungen mit anderen Leuten als auch alleine. Mir persönlich ist es wichtig auch Zeit für mich selbst zu haben und Dinge bewusster wahrzunehmen und wertzuschätzen. Auf Wanderungen alleine bin ich zum Beispiel im totalen Einklang mit der Natur und genieße die Freiheit, während ich auf Wanderungen mit anderen natürlich viel Spaß und tolle Gespräche habe, aber meine Umgebung nicht ganz so intensiv wahrnehme. Bei Aktivitäten wie Ski fahren stellte ich allerdings fest, wie viel mehr Spaß es gemacht hätte, wenn ich nicht alleine gewesen wäre. Es gibt also auch wenn ich die Zeit alleine sehr schätze Momente, in denen ich doch lieber Freunde um mich herum hätte. Manchmal aber, wenn ich alleine irgendwo sitze, bin ich einfach unglaublich dankbar und glücklich, eine solche Möglichkeit zu haben und kann gar nicht glauben, dass ich einfach am anderen Ende der Welt bin und so viele tolle Sachen erleben darf. Ich habe zum Beispiel all meinen Mut zusammengefasst und mich zunächst bei einem Skydive und dann sogar bei dem höchsten Bungyjump in Neuseeland meiner Höhenangst gestellt.
Während meiner Reise habe ich die unterschiedlichsten Menschen kennengelernt, ob aus Brasilien, Kanada, Schweden oder Deutschland. Jeder hat seine Geschichten, Weltansichten und Pläne und es macht einfach super viel Spaß sich über alles mögliche auszutauschen und zu reden. Vor allem der Lockdown war für mich eine der schönsten Zeiten hier in Neuseeland mit so unglaublich tollen Menschen und Erlebnissen.
Obwohl ich immer versuche stets positiv zu bleiben gibt es natürlich immer mal Tage, an denen nichts läuft wie geplant und man sich am liebsten einfach irgendwo verkriechen würde. Es gibt immer mal schlechte Tage, an denen man sich viel zu viele Gedanken macht oder Heimweh hat, aber das ist ganz normal und wichtig ist nur zu wissen, dass es temporär ist und vorüber geht. Manchmal habe ich allerdings das Gefühl, dass viele Leute denken, dass hier ja immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und es mir immer gut geht, weil ich ja quasi im Urlaub bin. Das das hier allerdings nicht einfach nur Urlaub ist und man sich vielen Problemen und Entscheidungen stellen muss vergessen viele. Klar habe ich mir das alles selbst ausgesucht und bereue nichts davon, jedoch sollte auch klar sein, wie viel Mut so etwas braucht. Ich bin auch wenn ich auf der anderen Seite der Welt bin jederzeit für andere Leute da, ob zum Zuhören, Ratschläge geben oder was auch immer, ich versuche stets zu helfen und mir die Zeit dafür zu nehmen. Manchmal wäre es allerdings schön, wenn dann auch im Gegenzug mal gefragt wird, denn wie schon gesagt geht es einem hier auch nicht immer gut und alles läuft so wie geplant, es ist normal mal ein Tief zu haben, nur habe ich hier dann nicht eben mal meine Freunde und Familie, die ich besuchen kann, sondern muss alleine klarkommen. Zum Thema Freundschaft ist mir außerdem aufgefallen, dass sich vor allem am Anfang der Reise immer alle regelmäßig gemeldet und nachgefragt haben, dies mit der Zeit aber auch immer mehr nachließ. Ich glaube die Leute gewöhnen sich einfach daran, dass man ja eh nicht da ist und da jeder seine eigenen Erlebnisse und Erfahrungen unabhängig voneinander macht, verliert man sich schnell aus den Augen, was ich sehr schade finde. Mit eigentlich guten Freunden hat man dann teilweise fast gar keinen Kontakt mehr. Natürlich ist es gut zu erkennen, welche Freundschaften wirklich echt sind und auch längere Zeit auf Distanz überstehen, allerdings ist es aber auch sehr traurig zu erkennen, welche Freundschaften im Gegensatz dann doch nicht so stark sind, wie man eigentlich dachte.
Ich persönlich kann es wirklich jedem nur empfehlen, wenigstens einmal eine Solo-Reise zu machen. Es ist unglaublich, wie man sich weiterentwickelt und was man alles über die Welt und die Menschen lernt. Einfach mal komplett du selbst sein und deinem Herzen folgen oder herausfinden, was du überhaupt möchtest. Herausfinden was für ein Reisetyp du bist, was dir gefällt und was nicht. Dankbar sein, dass es solche Möglichkeiten gibt und lernen, auch die einfachen Dinge wertzuschätzen.
Danke fürs Lesen!
Eure Jenny.
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